Die Magie des Theaters beginnt dort, wo das Publikum nicht hinschaut. Hier trifft Kreativität auf Leidenschaft – und aus Teamwork werden unvergessliche Inszenierungen.
Alles begann mit den ersten Laienspiel-Aufführungen beim Erntefest in Nettelstedt. Unter der Leitung von Karl Meyer-Spelbrink versammelten sich damals die Dorfbewohner auf der Wiese, um kleine Szenen und Theaterstücke zu sehen. Es waren noch einfache Darbietungen ohne feste Bühne oder Kulissen, doch die Begeisterung und das Engagement der Mitwirkenden legten den Grundstein für eine lange Tradition. Schon damals merkte man: Theater in Nettelstedt könnte mehr werden als nur ein kleiner Zeitvertreib.
Die Idee, die Aufführungen unter freiem Himmel zu präsentieren, nahm Gestalt an. Eine kleine Bretterbühne wurde am Hünenbrink errichtet, auf der erstmals regelmäßig Theater gespielt wurde. Die Dorfbewohner halfen beim Aufbau, transportierten Requisiten und halfen beim Schminken und Kostümieren. Diese Zusammenarbeit schweißte die Gemeinschaft zusammen und machte den Beginn der Freilichtspiele sichtbar und spürbar.
Die zunehmende Begeisterung führte dazu, dass sich eine feste Schauspielgruppe bildete. Es wurden Rollen verteilt, Proben systematischer organisiert und erste Stücke geplant. Noch ohne offizielle Vereinsstruktur begann man, Verantwortlichkeiten zu verteilen, Requisiten zu lagern und Bühnenbilder zu entwerfen. Man spürte schon deutlich, dass aus einem Hobbyprojekt etwas Größeres entstehen könnte.
Am 9. September 1923 um 16:15 Uhr eröffnete die frisch gegründete Spielgemeinde Nettelstedt e. V. offiziell die erste Saison mit der Premiere ihres Gründungsstücks. Mit Eintragung ins Vereinsregister entstand ein formaler Rahmen, der dem Verein erlaubte, dauerhaft zu bestehen und organisatorisch zu wachsen. Von nun an gab es klare Strukturen: Vorstand, Kassenwart und Spielleitung, die gemeinsam die Freilichtspiele in den kommenden Jahren voranbringen sollten.
Die Bühne am Hünenbrink wurde nach und nach ausgebaut. Zuschauertribünen entstanden, Kulissen wurden größer und aufwendiger. Der Verein lernte, dass gutes Theater nicht nur von der Spielfreude der Schauspieler lebt, sondern auch von einer professionellen Inszenierung. Die Aufführungen wurden zunehmend von Menschen aus der gesamten Umgebung besucht, das Theater gewann an regionaler Bedeutung.
ie Zuschauerzahlen stiegen kontinuierlich. Die Nettelstedter Freilichtspiele begannen, auch über die Dorfgrenzen hinaus bekannt zu werden. Es war eine Zeit des Aufbruchs, des Experimentierens und des stetigen Lernens: Neue Stücke wurden ausprobiert, Bühnenbilder komplexer, und die Proben intensiver. Die Begeisterung der Zuschauer war der Antrieb für den Verein, immer weiter zu wachsen.
Mit der Fertigstellung des Hünenbrinkturms und der feierlichen Glockeneinweihung am 4. August 1929 („Einigkeit, Recht, Freiheit“) erreichte der Verein einen symbolischen Höhepunkt. Der Turm wurde zum Wahrzeichen der Freilichtspiele und stellte ein starkes Zeichen für die Beständigkeit und die gesellschaftliche Bedeutung des Vereins dar.
Bereits im Frühjahr 1930 stellte die Spielgemeinde Nettelstedt Christian Dietrich Grabbe’s Drama „Wittekind“ ganzjährig in den Spielplan. Die aufwendige Inszenierung mit historischem Kostüm und Chor zog zeitweise über 5.000 Zuschauer pro Vorstellung an und brachte der Bühne den Ehrentitel „westfälisches Oberammergau“ ein .
1934 wagte man mit „Die Hermannsschlacht“ von Christian Dietrich Grabbe eine politisch aufgeladene Inszenierung, die unter der Regie eines renommierten Berliner Regisseurs stattfand. Trotz kontroverser Debatten zog das Spektakel zahlreiche Zuschauer und Festredner an, was die Bedeutung der Bühne in der Region unterstrich .
Mit Grabbe’s Volksstück „Werwolf“ (genehmigt von der Autorin) setzte Nettelstedt 1937 erneut auf große Historien-Inszenierungen. Allerdings beobachtete die NS-Kreisleitung die Gestaltung genau und genehmigte in jenem Jahr weder werbliche Außenauftritte der Spielgemeinde noch öffentliche Erwähnungen der Regieeinnahmen .
Im Sommer 1938 entzog die örtliche NSDAP-Führung dem Gründer Karl Meyer-Spelbrink das Recht, die Eröffnung der Spielzeit durchzuführen. Dieses Eingreifen führte zu einer scharfen inneren Debatte, in deren Folge das Ensemble entschied, die Unabhängigkeit der Bühne zu wahren und fortan unter einem gewählten Leitungsgremium zu arbeiten
Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs standen 1939 noch Grabbe’s „Westfälinger“ und mehrere Heimatstücke auf dem Programm. Die Atmosphäre war geprägt von patriotischer Inszenierung und großer Besucherresonanz – aber mit Beginn des Krieges 1940 endete der Spielbetrieb abrupt .
Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs endete 1940 abrupt der Spielbetrieb auf dem Hünenbrink. Die Bühne wurde geschlossen und die Anlage für militärische sowie zivile Zwecke umfunktioniert – eine ungewollte Zäsur in der jungen Vereinsgeschichte .
Der zweite Weltkrieg hat nicht nur erheblichen materiellen Schaden auf dem Hünenbrink hinterlassen, sondern auch viele menschliche Lücken gerissen. Zu denen, die nicht zurückgekommen waren, zählte auch Martin Simon, der im Alter von 32 Jahren am 31. August 1942 gefallen war. Auch nach Beendigung des Krieges konnten die Freilichtspiele nicht sofort wieder aufgenommen werden. Auf allen Ebenen herrschte ein schwerer Existenzkampf.
Neun Jahre nach der letzten Aufführung kehrte das Theaterleben zurück: Am 5. Juni 1949 wurde Schillers Klassiker „Götz von Berlichingen“ als Eröffnungsstück der Saison aufgeführt. Unter der neuen Spielleitung von Hermann Schultze und stellvertretend geleitet von Wilhelm Korte erwachte die Freilichtbühne zu neuem Leben .
Mit Grabbe’s Volksstück „Werwolf“ (genehmigt von der Autorin) setzte Nettelstedt 1937 erneut auf große Historien-Inszenierungen. Allerdings beobachtete die NS-Kreisleitung die Gestaltung genau und genehmigte in jenem Jahr weder werbliche Außenauftritte der Spielgemeinde noch öffentliche Erwähnungen der Regieeinnahmen .
Nach den Anfängen mit gelegentlichen Abendvorstellungen wurde 1953 erstmals ein fester Abendspielbetrieb eingeführt. Mit Shakespeare’s „Sommernachtstraum“ als Leitstück gewann die Freilichtbühne Nettelstedt dauerhaft an Reputation und lockte regelmäßig ein erwachsenes Publikum an .
Um die steigenden Anforderungen an Ton- und Lichttechnik zu erfüllen, wurde 1955 eine Ton-/Lichtbrücke über der Zuschauermitte errichtet. Dieser technische Meilenstein ermöglichte differenzierte Klangbilder und ausdrucksstarke Lichteffekte, die das Freilichttheatererlebnis erheblich verbesserten.
Im September 1957 verstarb Wilhelm Korte, der viele Jahre als Spielleiter die künstlerische Linie der Bühne prägte. Sein Engagement für die Inszenierungsqualität und Nachwuchsförderung hinterließ eine Lücke, die fortan mehrere Mitglieder versuchten zu füllen – ein Impuls für neue Leitungskonzepte im Verein.
Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs endete 1940 abrupt der Spielbetrieb auf dem Hünenbrink. Die Bühne wurde geschlossen und die Anlage für militärische sowie zivile Zwecke umfunktioniert – eine ungewollte Zäsur in der jungen Vereinsgeschichte .
Nach einem dramatischen Einbruch der Besucherzahlen in den späten 1960ern stand die Spielgemeinde 1971 kurz vor der Auflösung. Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung entschieden engagierte Vereinsmitglieder: „Weitermachen!“ – und stellten die Weichen für künftigen Erfolg, indem sie erstmals professionelle Regie- und Spielleitungskonzepte diskutierten .
Mit dem komödiantischen Highlight „Piroschka“ kehrte 1972 der Zuschauerzuspruch zurück. Der Erlös ermöglichte den Bau einer Vorbühne, die es fortan erlaubte, sowohl intime Szenen als auch aufwändigere Großproduktionen flexibel umzusetzen .
1975 wurde das alte Vereinshaus durch ein modernes Vereinsheim ersetzt und das Bühnenareal landschaftlich neugestaltet. Diese Investitionen verbesserten die Probenbedingungen und schufen einen zentralen Treffpunkt für alle Aktiven und Gäste .
Ein schwerer Herbststurm 1976 riss nahezu alle Kulissen um. Doch anstatt sich entmutigen zu lassen, packten alle Mitglieder mit an: Binnen weniger Monate entstand eine komplett neue Bühnenkulisse – ein beeindruckendes Zeugnis des Gemeinschaftsgeists .
Zum Abschluss des Jahrzehnts erhielt die Freilichtbühne 1979 einen neuen Eingangsbereich mit repräsentativer Haupttreppe, modernem Kassenhäuschen und erweitertem Publikumsbereich. Damit begann eine Ära, in der die Bühne nicht nur künstlerisch, sondern auch infrastrukturell auf neuem Niveau spielte .
Im Winter 1982 startete die Spielgemeinde Nettelstedt ihr erstes Wintertheater in der Turnhalle der Grundschule Nettelstedt. Unter der Regie von Wolfgang Hovemeyer entstand „Der doppelte Moritz“, das zum großen Publikumserfolg wurde und das Wintertheater als feste Institution im Spieljahr etablierte
Zum 60. Bühnenjubiläum 1983 lud Nettelstedt zu einer spektakulären Freilicht-Aufführung von Schillers „Wilhelm Tell“. Mit historischen Kulissen und einem großen Chor feierte die Spielgemeinde ihr langjähriges Bestehen und unterstrich damit ihre künstlerische Reife.
Ab 1985 wurde die Bühne durch moderne Beleuchtungs- und Tontechnik weiter professionalisiert. Gleichzeitig erhielt das Requisiten- und Kostümdepot eine Erweiterung, was die Vielfalt der Inszenierungen nachhaltig erhöhte.
Um Zuschauer und Mitwirkende bei wechselhaftem Wetter noch besser zu schützen, wurde 1990 eine moderne Überdachungsanlage über den vorderen Sitzreihen errichtet. Damit blieb der Spielbetrieb auch bei leichtem Regen erhalten und der Komfort stieg deutlich.
Auf der Mitgliederversammlung 1992 verabschiedete die Spielgemeinde eine Satzungsreform, die ein dreiköpfiges Führungsteam etablierte und Zuständigkeiten klarer regelte – ein wichtiger Schritt hin zu mehr Transparenz und Kontinuität.
Mit dem Start einer einfachen Vereins-Webseite 1995 präsentierte sich die Freilichtbühne erstmals digital. Publikumsinfos und Spielpläne waren nun auch außerhalb von Flyern und Pressetexten verfügbar.
1998 begann eine enge Zusammenarbeit mit örtlichen Schulen: Sondervorstellungen für Schulklassen wurden eingeführt, inklusive begleitender Workshops in Schauspiel und Bühnenbild.
Mit „Anatevka“ („Fiddler on the Roof“) wagte die Spielgemeinde Nettelstedt 2003 ihr erstes großes Musical auf der Freilichtbühne. Buntes Ensemble und tänzerische Einlagen erweiterten das Repertoire und zogen neues Publikum an.
Im Sommer 2008 wagte die Spielgemeinde Nettelstedt mit „Biene Maja“ ihre erste große Musical-Inszenierung speziell für Kinder. Die bunte Produktion kombinierte Live-Gesang, Tanz und liebevolle Kostüme und setzte einen Meilenstein in der Familienstück-Reihe.
Mit „Anatevka“ („Fiddler on the Roof“) wagte die Spielgemeinde Nettelstedt 2003 ihr erstes großes Musical auf der Freilichtbühne. Buntes Ensemble und tänzerische Einlagen erweiterten das Repertoire und zogen neues Publikum an.
Im Sommer 2008 wagte die Spielgemeinde Nettelstedt mit „Biene Maja“ ihre erste große Musical-Inszenierung speziell für Kinder. Die bunte Produktion kombinierte Live-Gesang, Tanz und liebevolle Kostüme und setzte einen Meilenstein in der Familienstück-Reihe.
Für die Zukunft wünsche ich mir, dass all dies erhalten bleibt und wir als Verein noch enger zusammen kommen und neue Vereinsmitglieder willkommen heißen können.
Ich hoffe, dass der Verein in ähnlicher Form bestehen wird. Mit vielen aktiven Mitgliedern, tollen Stücken und Aktionen sowie einer guten Gemeinschaft.
Ich wünsche mir, dass in 10 Jahren (und auch bis dahin und danach) noch viele mehr Zuschauer die großartigen Aufführungen anschaffen werden, also vielleicht öfter mal das „Ausverkauft“-Schild aufgehängt werden muss.
Ich möchte auch in Zukunft mit unserer tollen Arbeit den Zuschauern ein Lächeln ins Gesicht zaubern, ein Stück Kultur erhalten und zeigen, was für ein tolles Hobby wir ausüben.
Wahrscheinlich gar nicht so weit entfernt vom „Heute“. Hoffentlich genau so lebendig und offen für neues mit Spannenden Ideen und Impulsen aus der nächsten Generation
Ich sehe den Verein auch in 10 Jahren als Verein für Familien. Ein Verein, der sich mit und für die Mitglieder weiterentwickelt und der mit Tradition und der Zeit geht.
Es braucht weiterhin viele freiwiliige Mitglieder, die bereit sind, sich einzubringen.
Ich wünsche mir, dass wir noch viel mehr neue Mitglieder bei uns willkommen heißen dürfen.
Ich wünsche mir, dass wir noch mehr Zuschauer begeistern können mit tollen, zeitgerechten Stücken!
Wenn das Selbstvertrauen, die Unterstützung der Jugendarbeit und die angemessene Innovationskraft und die Streitkultur im Verein erhalten bleiben, wird es weiterhin ein lebendiges Theaterleben geben.
100 Jahre sind Vergangenheit. Doch was erwartet uns in den nächsten zehn? Wir haben unsere Mitglieder gefragt: „Wo siehst du die Freilichtbühne Nettelstedt in 10 Jahren?“ Hier sind ihre Antworten – voller Hoffnung, Herz und Ideen.